Die Frau Im Wald

TRIGGERWARNUNG: GEWALT UND SEXUELLE GEWALT (nicht blutig, aber wahr)

Mittelalter, im Meggerwald, Schweiz.

Seit ihrer Geburt mit der Gabe gilt sie in ihrer Gemeinschaft als irgendwie anders. Als sie zehn war, brachte ihre Mutter sie zur alten Frau im Wald. Diese brachte ihr alles bei, was man wissen muss, wenn man zwischen den Welten wandelt.

Nun, mitte Zwanzig, nach dem Tod der Alten, bewohnt sie deren kleines Häuschen, und betreut Wesen, die sonst nirgends Hilfe bekommen. Unfreiwillig schwangere Mädchen, Jungen, die sich im Wald niederschwellige Spirits eingefangen haben, und alles bei den Erwachsenen, was die Kräuterkundige im Dorf nicht heilen kann.

Sie wirkt nicht mit Materie. Sie wirkt mit der Energie dahinter.

Deshalb findet sie ihr Stamm unheimlich. Es ist lange her, dass ihrer Arbeit Respekt gezollt wurde.

Zu weit ist die Illusion der Trennung bereits fortgeschritten.

Die Anderen lassen sie, weil sie sehen, wie sie hilft - aber gerne da haben tun sie sie nicht. Sie sieht, was sie nicht sehen - Grund genug, unheimlich zu sein.

Immer wieder gibt es Gerüchte, dass Männer durch die Wälder ziehen und Frauen wie sie grausam töten. Im Namen eines Gottes, den sie aus dem Ausland mitgebracht haben. 

Wenn sie in Akash eintaucht, sieht sie, dass es diese Männer wirklich gibt. Sie weiss auch, dass sie sie irgendwann finden werden.

Als sie dann kommen, brechen sie ihr als erstes die Knie, damit sie nicht mehr davonlaufen kann. Dann schneiden sie ihr die Zunge raus, damit sie nicht mehr um Hilfe rufen kann.

Fast ein bisschen überflüssig - es wäre sowieso keiner gekommen.

Tagelang foltern sie sie, vergewaltigen sie sie, einfach um der Freude willen. Ihr Bewusstsein muss sich fragmentieren, um nicht ganz zu brechen.

In einer Nacht schafft sie es, mit ihrem Eichelhäher Kontakt aufzunehmen. Er bringt ihr ein Kraut, das sie für diesen Fall versteckt hatte.

Sie kaut es und stirbt - im Wissen, dass sie viele ihrer folgenden Leben darauf verwenden wird, die in diesen Tagen fragmentierten Teile zurückzuholen und zu re-integrieren.

"Eine neue Form der Initiation”, ist ihr letzter Gedanke - "alles wird seine Richtigkeit haben".